Besuch beim Tübinger Schäfer
Bei schwülem Wetter besuchten Kinder und Eltern auf Einladung des BUND Regionalverbandes Neckar-Alb die Schäferei Quint am Österberg um die jährliche Schafschur mitzuerleben.
Die Familie Quint betreibt die Schafhaltung mittlerweile in der 8. Generation. Früher wurde noch noch von Ort zu Ort gewandert (z. B. von Oberbohingen bis nach Rottweil), jetzt werden nur noch die Weideflächen rund um Tübingen genutzt. Quint zahlt pacht für die Landschaftspflege bis auf schwer bewirtschaftbare Steilhänge. Seine Merino-Landschafe (genau - die mit der berühmten gekräuselten, nicht juckenden Merinowolle!) sind lauffreudig und wollen draussen unterwegs sein - für Pferch - und Stallhaltung eignen sie sich nur eingeschränkt.
Deshalb laufen auch die zahlreichen Beschwerden und Anzeigen gegen Schäfer die auch Lämmer im Winter draussen halten ins Leere: Freilandhaltung ist bei dieser Rasse keine Tierquälerei sondern ein Muss! Übrigens ist das andauernde Mäh-Mäh bei Schafen normal - wenn es einem Schaf einmal wirklich schlecht geht und es Schmerzen hat, dann stöhnt es oder knirscht mit den Zähnen. Kälte bereitet den Schafen weit weniger Probleme als Befall durch Wurmparasiten, z. B. der Hundebandwurm Denn in der Nähe von iedlungen (z. B. dem Französischen Viertel, Galgenberg oder am Österberg) werden Weideflächen immer wieder als Hundeklos missbraucht. Deshalb wird die Schafherde regelmässig einer Wurmkur unterzogen.
Die "Rasenmäher" (so ein 9-jähriger Teilnehmer des Ausflugs) haben den goldnenen Tritt: Sie festigen mit ihren gespaltenen Hufen (Klauen) die Grasnarbe ohne sie zu zerstören. Sie treten Mäuselöcher zu, so dass den (Wühl-)Mäusen spätestens nach dem nächsten Starkregen der Fluchtweg aus den gefluteten Gängen versperrt ist. Neben den Merinos hält Quint noch einige Tiere alter Schafrassen wie den Coburger Fuchs und die Heidschnucke. Quint und Familie halten und züchten Schafe aus Berufung - reich wird man davon nicht: Schwarze Wolle bringt nichts mehr ein, weiße Wolle wenig - verglichen mit dem Aufwand des Scherens.
Die meisten Schafe ließen die Schur brav über sich ergehen - sind sie
damit doch ihr dickes, schweres Winterfell bis zum nächsten Herbst
los. Am ehesten läßt sich noch mit Lammfleisch Geld verdienen. Auch wenn es unwirtschaftlicher ist als Mastlämmer "am Fließband" zu produzieren: Quint hält seine Schafe relativ extensiv, das heißt die Mutterschafe müssen nicht laufend Nachwuchs bekommen. Es wird erst recht keine gezielte Zwillingsproduktion betrieben, die die Muttertiere innerhalb von circa 8 Jahren verbraucht. Überhaupt sterben seine weiblichen Tiere den Alterstod: Denn gut verkäuflich sind in Deutschland nur Lämmer und den Export in mehrere Tausend Kilometer weit entfernte muslimische Länder möchte er älteren Tieren nicht zumuten.
Die TeilnehmerInnen des vom BUND Regionalverband Neckar-Alb organisierten Besuchs durften Lämmchen streicheln und schauten im Schafstall am Österberg fasziniert der schweißtreibenden Arbeit der schafscherer zu. Wer wollte, durfte sich noch reichlich Schafwolle mitnehmen. Unbehandelt helfe die lanolinhaltig-fettige Wolle hervorragend gegen Ohrenschmerzen, so ein Schäfer. Gewaschen kann sie als Kissenfüllung dienen, bei der nächsten BUND-Kinderaktion gefilzt werden oder natürlich gesponnnen und zu einem Echt-Tübinger-Merino-Wollpulli verarbeitet werden. Eine geplante Wanderung auf den Österberg um auf der frühsommerlichen Wiese nach Blüten und deren sechsbeinigen Besuchern Ausschau zu halten, erübrigte sich damit. Selbst die kleinste Teilnehmerin (knapp 2 Jahre) sprach am Abend noch vom Ausflug zum Schafstall: "Schafe jetzt nackig!".
Igelkennenlernaktion
Sieben „kleine Naturschützer“ im Alter von 7 bis 11 Jahren verbrachten einen schönen Nachmittag mit Themen rund um unsere heimischen Igel. Als erstes bestaunten sie den Igel im Kerzenschein in einem urigen Gewölbekeller und lauschten dem Märchen „Hase und Igel“.
Beim anschließendem Igelquiz wurde gefragt, wieviel Stacheln dieser Insektenfresser hat. Auch zur Lebensweise und Gefährdung des Igels konnten die Kinder ihr Wissen testen. André Heckenberger betonte: „Der Igel ist ein Wildtier und sollte von uns nur beherbergt werden, wenn er Anfang November weniger als 500g wiegt“. Besonders empört waren die Kinder, dass viele Igel aufgrund des Einsatzes von manchen Schneckenkornprodukten und anderen Pestiziden in unseren Gärten vergiftet werden – wenn schon chemische Bekämpfung, dann bitte igelfreundlich! Die Kinder hatten viel Spaß bei „Beutesuchen wie ein Igel“ und abschließendem Basteln von Marzipanigel. Die Betreuer Betti Melzner und André Heckenberger waren überaus zufrieden mit der Aktion: „Die Kinder brachten viel Begeisterung mit. Es ist sehr schön bei den Kindern schon im frühen Alter Interesse für Natur- und Umweltschutz zu wecken. - Nur was man kennt, kann man auch wertschätzen und schützen!“