BUND Regionalverband Neckar-Alb
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Geplante Erweiterung des Industriegebiets West/ Münsingen

Alternativlos?

Stellungnahme (2023) der Naturschutzverbände zur geplanten Erweiterung.


Februar 2021: Das Industriegebiet West in Münsingen soll nach den Wünschen Bürgermeister Münzings um 22 bis 26  Hektar (s. Übersicht) erweitert werde. Abgesehen vom enormen Flächenverbrauch (ein Blick auf Google Earth zeigt eindrucksvoll das bereits aktuell große Ausmaß des Gewerbegebiets im Vergleich zum Stadtkern) wäre dies neben dem Neubau-Wohngebiet am NSG Eckenlauh-Weißgerberberg bereits das zweite Baugebiet Münsingens, das direkt an ein Naturschutzgebiet grenzen würde. Dabei wird gern verdrängt, dass Lärmemissionen, Abfall usw. nicht an einer NSG-Grenze halt machen und manche Schutzgebieten außerdem durch steigenden Besucherdruck inklusive (freilaufender) Hunde entwertet werden.

Die Naturschutzverbände haben erfahren, dass Münsingen, welches derzeit auf einer regionalen Entwicklungsachse liegt, im neuen Landesentwicklungsplan zur Landesentwicklungsachse erhoben werden soll. Schon jetzt ist die Verkehrsbelastung (B28 und B465 vom Ermstal auf die Alb, B312 von Reutlingen nach Engstingen, L230 von Engstingen nach Münsingen bzw. von Merklingen, Laichingen nach Münsingen) enorm hoch - negative Auswirkungen auf das Biosphärengebiet Schwäbische Alb durch (geplant) noch mehr LKW- und Pendlerverkehr werden offensichtlich einkalkuliert?!
Erfreulich, dass sich die SPD im Gemeinderat gegen diese Erweiterung positioniert hat. Bevorzugt bestehende Gewerbeflächen besser nutzen (Parkhäuser statt ebenerdige Parkplätze, Gewerbegebäude aufstocken, Office-sharing) bevor man weitere Grünflächen zubetoniert! Mit diesen Maßnahmen könnte sich Münsingen besser als Modellkommune des Biosphärengebiets profilieren als durch weitere Gewerbeflächen (s. GEA-Bericht)

März 2021: Der Münsinger Gemeinderat hat den Aufstellungsbeschluss zur rund 23 ha großen Erweiterung des Industriegebiets "West" gefasst (s. auch Newsletter Februar).
Bürgermeister Münzing begründet die Notwendigkeit für diesen großen Flächenverbrauch in einem Schreiben an den NABU Reutlingen: "Aktuell suchen...rund 35 Unternehmen in Münsingen eine Perspektive. Die notwendigen Angebote kann weder die Metropolregion Stuttgart noch die Region Neckar-Alb aktuell unterbreiten". Dies ist eine gewagte Behauptung, wenn man weiß, dass aktuell allein in der Region Neckar-Alb vom "Hartheimer Weg II" in Messstetten über das "IKG Baisingen-Ergenzingen" bis zum im nahe bei Münsingen gelegenen, geplanten 16 ha-Gewerbegebiet "Hengen" zahlreiche Industrie- und Gewerbebiete "aufgefüllt" oder neue ausgewiesen werden.
Außerdem würde (nicht zuletzt weil laut BM Münzing auch Logistikunternehmen am "Industriegebiet West" Interesse zeigen) die Verkehrsbelastung auf der B465 erheblich zunehmen.
Auch wenn diese fünfte Erweiterung laut der Präsentation "Visionen Industriegebiets West" ökologischer, klimaverträglicher und flächensparender werden soll als die vorangegangenen und vielleicht auch als die anderen Gewerbeplanungen in der Region, bliebe es ein irreversibler Eingriff - mit der "Besonderheit", dass das Gebiet im aktuell geplanten Umfang direkt an das FFH-Gebiet "Wachholderheiden bei Münsingen" angrenzen würde. Eine FFH-Verträglichkeitsprüfung ist also unumgänglich. Und kommt, seriös ausgeführt, hoffentlich nicht zum Ergebnis, dass sich die negativen Auswirkungen des geplanten Industriegebiets durch etwas Fassadenbegrünung und einen Blühstreifen ausgleichen ließen!

 

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