BUND Regionalverband Neckar-Alb
Mitglied werden Jetzt spenden
BUND Regionalverband Neckar-Alb

Kernzonen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb

Unberührte Kernzone im Biosphärengebiet?

Ein auf die Gefahren in der Kernzone deutendes Warnschild

Ortstermin im Oktober 2018 von Forst- und Naturschutzverwaltung mit VertreterInnen des BUND und des LNV in einer Kernzone des UNESCO-Biosphärenreservats Schwäbische Alb:
Eigentlich wird in Kernzonen nicht regulierend eingegriffen, sondern nur beobachtet, wie sich diese von direkten menschlichen Eingriffen verschonten Flächen - auch nach Extrem-Wetterereignissen oder bei Schädlingsbefall - entwickeln. Im BSG Alb gibt es rund 3% Kernzonen (die Mindestfläche laut UNESCO!), die jedoch zum Teil an Straßen angrenzen oder von Wander- und Radwegen durchschnitten werden. Die Naturschutzverbände waren während der Ausweisungsphase mit ihrer Forderung nach größeren Kernzonenflächen bzw. nach Herabstufung oder gar Sperrung von Wegen nur in Einzelfällen erfolgreich - der "Gegendruck" der Kommunen und der Tourismusverbände war einfach zu groß. Auch wenn BesucherInnen dieser "Urwälder in spe" mit eindeutigen Schildern auf die sogenannten waldtypischen Gefahren hingewiesen werden, sieht sich der Forst selbst hier in der Verkehrssicherungs-pflicht. Insbesondere das Eschentriebsterben, aber auch der vom Klimawandel profitierende Buchenprachtkäfer, erhöhen die Gefahr abbrechender Äste oder gar auf Wege stürzender Bäume gerade in den naturnahen Hangschluchtwäldern erheblich. Beim Ortstermin wurde lebhaft aber konstruktiv diskutiert, wann und in welchem Ausmaß der Revierförster (auf dem eine große Verantwortung lastet) fällen lassen und was mit den Stämmen geschehen soll. Auch weil sich immer mal wieder BesucherInnen über Steine, Äste oder sogar Brennnesseln an Wegen in Kernzonen beschweren, wiederholten die VertretrerInnen der Naturschutzverbände die Forderung nach mehr Kernzonenfläche um trotz Eingriffen zumindest auf 3% "unberührten", konfliktfreien Naturraum zu kommen. Alternativ/Ergänzend muss man bei bei "chronisch" gefährlichen Abschnitten über eine Sperrung von Wegen nachdenken - zum Schutz von Mensch, von Natur und zum Schutz des verantwortlichen Revierförsters. 

 

Detailfoto (Lupp): Streng geschützte Lungenflechte auf Esche 

Wegregelung BSG Kernzonen

Stellungnahme BSG Schwäbische Alb- Wegeregelung für die Kernzonen 

Forstarbeiten in zukünftigen BSG-Kerngebieten (2014)

 (Barbara Lupp / Wegesicherung oder Kernzone ("Eichhalde" Bad Urach)?)

Heute holzen - in 100 Jahren reparieren? Die Verbände protestieren gegen Baumfällungen in besonders geschützten Zonen des künftigen Biosphärenreservates

Das Herzstück eines Biosphärenreservates sind seine Kernzonen. Hier dürfen sich Tiere und Pflanzen von Menschen ungestört entwickeln, altern und sterben. Ein Luxus, den es in deutschen Wäldern nur selten gibt. 

Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb prägen seine Hangbuchenwälder und Schluchtwälder mit vielen alten Buchen, Eichen, Eschen, Ahorn- und Lindenbäumen. Diese beeindrucken nicht nur durch Größe und Gestalt, sondern beherbergen auch Moose, Pilze, Flechten und ungezählte Insekten- und Weichtierarten. Sie bieten Höhlenbewohnern Quartier und Vögeln Nist- und Horstplätze. Aber nur drei Prozent der Fläche des künftigen Biosphärengebietes Schwäbische Alb sollen als Kernzonen ausgewiesen werden. Das ist gerade der Mindestanteil, um die begehrte Anerkennung durch die UNESCO als „Biosphärenreservat“ im weltweiten Netzwerk „Mensch und Biosphäre“ zu erwirken. Die durch die Zersplitterung in zahlreiche „Kernzönchen“ reicht die Fläche nicht aus um eine natürliche Entwicklung des Waldes zu zulassen und den Artenschwund zu stoppen,“ so Helmut Attinger vom NABU Münsingen.
Deshalb fordern der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU), die vielen kleinen Kernzonen zu ergänzen und ggf. durch Einbeziehung von Wald aus dem Besitz des Landes (Staatswald) großzügig zu erweitern.

 (Barbara Lupp / Über 80 Jahre alter Bannwald in der "Eichhalde" bei Bad Urach. Ohne Wegesicherung!)

Außerdem sind die bisher ausgewiesenen Zonen akut gefährdet, weil einige Kommunen in ihnen noch im großen Stil Bäume fällen, bevor die Anerkennung als Biosphärenreservat dieses verbietet. Nach Angaben von Mitarbeitern der Forstbehörden wurden im Winter 2007/2008 mehr Bäume als üblich abgeholzt. Dieter Dobler vom LNV Reutlingen: „Mit nachhaltiger Forstwirtschaft hat dies nur wenig gemein schon gar nichts mit einer vom Menschen ungestörten Entwicklung wie sie die UNESCO für die Kernzonen fordert.“ So zerstören jene Gemeinden heute noch jene besondere Lebensqualität mit der sie in Zukunft für ihren heimischen Tourismus werben wollen. 
Neben dem wirtschaftlichen Aspekt des Holzverkaufs argumentiert die Forstverwaltung mit dem „Gebot der Verkehrssicherung“ für die Wanderwege, die in den Kernzonen künftig noch zugelassenen werden. Dabei sollen bis zu 40 m links und rechts der Wege vermeintlich gefährliche Baumsenioren gefällt werden. „Da bleibt in den häufig schon sehr schmalen Kernzonen nicht mehr viel prägendes Altholz übrig“, warnen die Natur- und Umweltschutzverbände. 
Genauso so wie, Biosphärenexperten aus dem Bundesamt für Naturschutz und aus dem Biosphärenreservat Rhön weisen sie darauf hin, dass in Kernzonen generell keine störenden Wege verlaufen sollten. Wenn jedoch traditionelle Wanderwege – also nicht Mountainbikewege - nicht geschlossen oder verlegt werden können, ist der sogenannten Fürsorge-pflicht Genüge getan, wenn Schilder am Rand der Kernzonen auf die erhöhte Gefährdung durch morsche Bäume hinweisen.
Barbara Lupp vom BUND Regionalverband Neckar-Alb: „Wenn wir in Zeiten des Klimawandels und weltweiten Artenschwunds als reiches Industrieland von den armen Ländern im Süden erwarten, dass sie die Rodung der letzten Regenwälder stoppen, könnten wir im „Ländle“ zumindest einige Hektar Wildnis zulassen – und zwar ab sofort!“  

Naturschutzverbände fordern Umweltcheck für Veranstaltungen im Biosphärengebiet

Hier geht es zur PDF 

Die Umwelt- und Naturschutzverbände BUND, NABU und LNV fordern in einem Schreiben an das Landratsamt Reutlingen und an die Verwaltung des Biosphärengebiets Schwäbische Alb, dass Veranstaltungen im Biosphärengebiet in Zukunft natur-und umweltfreundlicher gestaltet werden.

Reutlingen: In einem gemeinsamen Schreiben an die Verwaltung des Biosphärengebiets und an das Landratsamt Reutlingen fordern die in der "Verbänderunde" engagierten Naturschützer dazu auf, Veranstalter in Zukunft frühzeitig auf mögliche Konflikte mit dem Naturschutz aufmerksam zu machen und Lösungsvorschläge aufzuzeigen. Bisher komme es vor, dass die Belange des Natur- und Umweltschutzes selbst in Schutzgebieten vernachlässigt würden, in Einzelfällen sogar dann, wenn es mit dem Begriff "Biosphäre" für ein Fest geworben werde. Selbstverständlich begrüßen BUND, NABU und LNV, dass Vereine, Firmen oder Gemeinden mit Veranstaltungen im Biosphärengebiet viele Besucher anziehen. Denn ein breites Publikum trage erheblich zur Attraktivität dieser Modellregion bei. Allerdings müssten besonders bei Großveranstaltungen sämtliche Richtlinien für Schutzgebiete eingehalten werden. Negative Auswirkungen auf Umwelt und Natur verringerten nicht zuletzt den Erholungswert der Region. Schwerpunktmäßig fordern BUND, NABU und LNV um Veranstaltungen zukünftig "biosphärenverträglich" zu gestalten:

  • Keine störenden Veranstaltungen in sensiblen Gebieten zur Vogelbrutzeit
  • Einhaltung eines ausreichenden Abstands zu ökologisch wertvollen Flächen
  • Eine umweltfreundliche Bewältigung des An- und Abreiseverkehrs - z. B. über den Einsatz von Shuttlebussen bei Großveranstaltungen, sowie das Parken nur auf dafür geeigneten Parkplätzen, damit die Fahrzeuge weder Grundwasser noch Seen- und Fließgewässer gefährdeten
  • Entsprechende Auflagen bei durch das Biosphärengebiet finanziell geförderten Veranstaltungen
  • Erarbeitung eines Handlungsleitfadens, der neben Tipps zur Wahl des Veranstaltungsortes, der Anreisegestaltung u. Ä. auch Ansprechpartner in der Verwaltung des Biosphärengebiets und den Genehmigungsbehörden nennt.

Von der Umsetzung dieser Vorschläge würden nach Ansicht der Naturschutzverbände Menschen, Natur und Landschaft im Biosphärengebiet sowie nicht zuletzt die Veranstalter selbst profitieren - können sie doch damit werben, das ihr Event "biosphärenfreundlich" ist.

BUND-Bestellkorb